„Wenn die Berliner sich auch die Folgeschäden der Braunkohle ansehen wollen, sollte ihnen das nicht verweigert werden“, sagte Hannelore Wodtke von der Wählerinitiative „Grüne Zukunft Welzow“ (GZW). Anlässlich einer gemeinsamen Reise von Politikern in die Lausitz am 24. Juni will Brandenburg den Berlinern verwehren, sich Einleitstellen von verockerten Grubenwasser und den von der Abbgaggerung bedrohten Ort Proschim anzusehen. Der Gast darf dürfe nicht das Programm diktieren, hieß es aus Potsdam. Der Berliner Umweltausschuss hatte sich in seiner Sitzung Ende April im Abgeordnetenhaus einmütig dafür ausgesprochen, den Programm-Vorschlag aus Brandenburg zu erweitern. Das Ansinnen stieß in Potsdam auf Widerspruch. Einzig die Brandenburger Grünen zeigten sich im gestrigen Wirtschaftsausschuss offen für den Wunsch aus Berlin, sich auch „kritische Orte“ anzusehen.
„Der Brandenburger Vorschlag hätte Fürst Potemkim tief gerührt die Tränen in die Augen getrieben“, sagt der Vorsitzende der CDU/GZW-Fraktion im Welzower Rathaus Günter Jurischka (CDU) in Anspielung auf die Reise von Katharina die Große durch Russland. Der Fürst hatte seinerzeit der Zarin nur „schöne Seiten“ des Landes zeigen wollen. Seitdem stehen „Potemkische Dörfer“ als geflügelte Worte für das Ausblenden der Realität. Laut des Brandenburgers Reisevorschlag sollen nur handverlesene Orte, wie das mit Vattenfall-Geld errichtete Vorzeigeprojekt „Gut Geisendorf“ besucht werden.
„Es ist leider typisch für die Potsdamer Politik, die Schäden der Braunkohle auszublenden“, sagte Wodtke. Braunkohle bedeutet in unserer Region nicht nur „Arbeitsplätze und Glückseligkeit“, sondern auch Risse an Häusern, Dreck und Lärm. „Alle Bäche, die aus dem Tagebau gespeist werden, sind ockerbraun“, sagte Wodtke, die auch dem Welzower Umweltausschuss vorsitzt. Wenn sich die Berliner um ihr Trinkwasser sorgen, sollten sie sich auch anschauen dürfen, dass Vattenfall sein Wasser mit einem Sulfatwert von teilweise über 900 mg/l in die umliegenden Gewässer einleitet, wie Stichproben eines unabhängigen Instituts im Auftrag des Umweltverbandes BUND im Februar diesen Jahres ergeben haben, so Wodkte. Für Trinkwasser gilt ein Sulfat-Grenzwert von 250 mg/l. Bislang unterlässt es die Brandenburger Landesregierung, dem Bergbaubetreiber Auflagen zur Eindämmung der Sulfatfracht zu machen, obwohl dies laut der Genehmigungsunterlagen für den Tagebau Welzow Süd I ausdrücklich möglich wäre.
„Die braunkohle-freundliche Mehrheit der Brandenburger Politik möchte den Berliner Kollegen offenbar vorenthalten, was in der Tagebauregion für Schindluder an den Menschen und der Umwelt getrieben wird “, erklärte der Proschimer CDU-Politiker Jurischka.