v.l.n.r. Günther Jurischka, Hannelore Wodtke, Erhardt LehmannDer Verein "Wasser Cluster Lausitz" - eine Lobbyorganisation der Braunkohleindustrie - spricht sich für Speicherfunktionen bei den zukünftigen Bergbaufolgebauseen der noch aktiven Tagebaue Welzow und Nochten, sowie auch für den in Flutung befindlichen Cottbuser Ostsee aus. Kritik an den Forderungen des umstrittenen Verein kommt aus Welzow: "Der Braunkohleförderer LEAG verheimlicht immer noch, wie groß denn der See im Tagebau Welzow eigentlich werden soll. Erst dann kann man konstruktiv über Speichernutzungen diskutieren", sagt die Welzower Stadtverordnete Hannelore Wodtke (Grüne Zukunft Welzow). Als "entlarvend" bezeichnete es Wodtke, dass der Verein ausgerechnet drei Tagebaufolgenseen als Speicher ins Gespräch bringt, die in der Verantwortung des Braunkohleförderers LEAG stehen. "Je größer die Seen einmal werden umso billiger ist es für den Bergbaubetreiber, da sie weniger Landfläche herstellen müssen. Und Speicherfunktionen müssen von der Allgemeinheit getragen werden", sagt Wodtke. Die Einrichtung von Speichern in Lausitzer Seen, in denen bei regenreichen Zeiten Wasser gesammelt werden soll, um sie in Niedrigwasserzeiten abzugeben, ist schon länger in der Diskussion.

"Potentielle Wasserflächen sind mehr als genug vorhandenen. die meisten davon sind in der öffentlichen Hand, wie dem Bergbausanierer LMBV. Hier sollte zuerst die Möglichkeit der Speicherung von Wasser geprüft werden, statt den Bergbaubetreiber wieder mit Steuergeldern zu füttern", fordert Wodtke. Zusammen mit ihren Fraktionskollegen im Welzower Stadtparlament, Günther Jurischka (CDU) und Erhardt Lehman (parteilos), sprechen sich die Lokalpolitiker dafür aus, ein Debakel wie beim Cottbuser Ostsee zu vermeiden. Der Tagebaufolgesee sollte ursprünglich bis 2025 vollständig gefüllt sein.

"Aufgrund des Klimawandels wird es immer weniger Wasser in der Lausitz geben. Wenn es überhaupt einen See durch den Tagebau Welzow geben muss, dann darf es nur ein kleiner, aber tiefer See im Randschlauch sein. Riesige Flachwasserseen mit enormen Verdunstungsflächen wie beim geplanten Cottbuser Ostsee sind zu vermeiden. Ob sich eine Speicherfunktion auch wasserwirtschaftlich lohnt, gilt es dann zu diskutieren", sagt Jurischka. Grundsätzlich gegen eine Speicherfunktion in Welzow sprechen sich die Stadtverordneten nicht aus. "Es darf nur nicht heißen, wir brauchen einen extra großen See um Wasser zu speichern", sagt Hannelore Wodtke zu den Forderungen aus dem Kreisen der Kohlelobby.

Luftbild Tagebau Welzow mit Haidemühl und TeicheDie Größe von Tagebaufolgeseen kann in sogenannten Braunkohlenplänen festgelegt werden. Für den Tagebau Welzow wurde unlängst ein Verfahren zur Änderung des alten Plans durch die Brandenburger Landesplanung in die Wege geleitet. Anfang August wurden erste Schreiben mit der Eröffnung des Verfahrens durch die Landesbehörde versandt: "Insofern ist es kein Wunder, dass die Kohlelobby jetzt mit ihrem Vorschlag kommt", sagt Wodtke. Die Änderung des Braunkohleplans wurde notwendig, weil die Erweiterung des Tagebaus Welzow abgesagt wurde. Daher wird auch der damals geplante Restsee nicht mehr im Raum Proschim, sondern im Teil der heute noch aktiven Grube liegen.

Ungemach könnte von einen anderen Seite drohen. Aktuell untersucht ein Konsortium im Auftrag des Umweltbundesamtes die wasserwirtschaftlichen Folgen in der Lausitz mit Handlungsempfehlungen für die Politik. Pikant: Das mit dem Zuschlag betraute Grundachtergremium unter Leitung einer LEAG-Tochter setzt sich unter anderem aus Mitgliedern des Vereins "Wasser Cluster Lausitz" zusammen. "Deren Empfehlungen kann ich mir schon vorstellen. Kosten verallgemeinern, Gewinne privatisieren. Da braucht es schon ein selbstbewusstes Umweltministerium um dagegen anzugehen", sagt Wodtke.

Hintergrund Wasser Cluster Lausitz

Der Verein Wasser-Cluster-Lausitz e.V. (WCL) wurde im Dezember 2016 gegründet. Der BUND Brandenburg kritisiert insbesondere die Verflechtung des Vereins Wasser Cluster Lausitz mit der Braunkohleindustrie. So sind im Vorstand dieses Vereins Ingolf Arnold und Thomas Koch. Beide sind langjährige leitende Mitarbeiter im Bergbaubereich der LEAG (vormals bei Vattenfall) und damit hauptverantwortlich für die Schäden, die durch die Braunkohleförderung in der Lausitz nach der Wende entstanden sind. Darüber hinaus ist Dr. Wilfried Uhlmann im Vorstand des Wasser Cluster Lausitz Vereins. Er hat mehrfach im Auftrag der LEAG, beziehungsweise Vattenfalls, die Auswirkungen der Braunkohleförderung auf den Wasserhaushalt begutachtet.
Zuletzt stand WCL-Vorstandsmitglied Gerstgraser im Fokus der Kritik. BTU-Studierende kritisierten seine Relativierung des menschengemachten Klimawandels bei der 1. Wasserkonferenz Lausitz an der BTU durch den privaten Verein.
https://www.bund-brandenburg.de/service/presse/pressemitteilungen/news/den-bock-zum-gaertner-gemacht-braunkohlewirtschaft-als-experte-fuer-renaturierung/

Mehr Informationen

rbb-Brandenburg aktuell Do 12.08.2021: Tagebauseen als Wasserspeicher (Achtung aufgrund von medienrechtlichen Beschränkungen wird der Beitrag in wenigen Tagen aus dem Internetz wieder entfernt)
https://www.rbb-online.de/brandenburgaktuell/archiv/20210812_1930/Tagebauseen.html