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IMG 6698Braunkohlekritiker werden sich nicht am Volksbegehren gegen Windkraft beteiligen, erklärt Günter Jurischka aus dem von der Abbaggerung bedrohten Ort Proschim. "Nur weil einige Leute keine Windanlagen vor ihrer Haustür haben wollen, sollen in Brandenburg weitere Dörfer vernichtet werden. Dieses egoistische Anliegen werden wir nicht unterstützen", sagt Jurischka. Die Initiatoren des Volksbegehrens fordern noch größere Abstände von Anlagen und lehnen die Energiewende als "unausgegoren" ab. Die Windkraftgegner argumentieren dabei mit Vertretern der Braunkohlelobby und mit Leugnern des anthropogenen Klimawandels.

"Wenn die Initiatoren des Volksbegehrens den Anblick von Windanlagen nicht mögen, können sie gerne an den Tagebaurand ziehen. Freie Wohnungen stehen genug zur Verfügung", so Jurischka. Bergschäden an den Häusern, Staub- und Dreckverwehungen aus dem Tagebau und eine extreme Lärmbelastung gebe es inklusive.

Mit dem Volksbegehren soll erreicht werden, dass der Mindestabstand von Windrädern bis zum nächsten Wohnhaus der zehnfachen Höhe des Windrades entsprechen muss (10-H-Regelung): "Das bedeutet einen faktischen Ausbaustopp für die erneuerbare Energiequelle", sagt die Vorsitzende des Welzower Umweltausschusses Hannelore Wodkte. In Brandenburg gelte schon heute ein Mindestabstand von 1.000 Meter zwischen neuen Anlagen und der Wohnbebauung. Die Abstände werden von den regionalen Planungsgemeinschaften festgelegt. Ein Privileg, das bei Braunkohletagebauen nicht zum Tragen kommt. Dort sollen die neuen Gruben sogar bis auf wenige hundert Meter an die Häuser herankommen, so Wodkte.

"Wenn die Greifzähne des Förderbaggers das Gestein wegbaggern, hört sich das an wie als wenn Fingernägel auf einer Tafel langziehen, und das in Stadionlautstärke", berichtet Wodkte. Für die Anwohner von Tagebauen gelten Rechtsvorschriften wie die im Bundesemmissionsschutzgesetz angesiedelten "TA Lärm" (Technische Anleitung zum Schutz vor Lärm) nicht: "Für uns gilt oft nur das Bergrecht, dadurch werden Rechte außer Kraft setzt", sagt Wodkte.

Für Grünenpolitikerin Karin Noack aus Welzow ist der verantwortungsvolle Ausbau der Erneuerbaren Energien "alternativlos". Man müsse sich vor Augen führen, dass fossile Energien endlich sind: "Was einmal abgebaggert ist, ist ein für alle Mal weg und die Landschaft ist zerstört", sagt Noack: Windanlagen hingegen können nach Ende der "Dienstzeit" einfach wieder abgebaut werden. "Die Folgen des Braunkohleabbaus hingegen werden uns noch ewig begleiten und schließlich muss man auch an die folgenden Generationen denken" Widerstände gegen den Ausbau der Erneuerbaren Energien von Anwohnern am Rand des Tagebaus gibt es indes kaum. Rund um Welzow wird schon heute eine deutlicher Überschuss an Strom aus Erneuerbaren Energien produziert. Allein im Dorf Proschim sind 850 KWp Fotovoltaikanlagen und eine Biogasanlage von 536 KWel installiert. In direkter Nachbarschaft zum Abbaugebiet wurden bereits im Jahr 1997 vier Windkraftanlagen aufgestellt, um Alternativen zur Braunkohle aufzubauen. Aktuell sind es bereits acht.

Kategorie: Pressemitteilung