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Die Allianz für Welzow hat die Parteinahme des zweifachen Medaillengewinner bei den Olympischen Spielen in London, Bahnradsportler Maximilian Levy für den Aufschluss des neuen Braunkohletagebaus Welzow-Süd in der Lausitz bedauert.  „Mit dieser Unterschrift in Einwendungsverfahren setzt sich Maximilian Levy für die Enteignung und Zwangsumsiedlung von 810 Menschen aus Proschim, Lindenfeld und Welzow ein“, sagte Sprecher Günter Jurischka der Initiative Dorf-Kohle-Umwelt aus Proschim. Levy, der auch den Energiekonzern Vattenfall zu seinen Sponsoren zählt, wird am Donnerstag, den 25. Juli für den umstrittenen Verein ,,Pro Lausitzer Braunkohle" in Cottbus auftreten und für die Abbaggerung weiterer Landstriche in der Lausitz werben.

Durch die Verstromung der in Welzow-Süd II gewonnenen Braunkohle würden mehr als 200 Millionen Tonnen klimaschädliches CO2 freigesetzt. Dabei ist der Neuaufschluss des Tagebaus energiepolitisch überflüssig, wie Gutachten zeigen „Sollte das Planverfahren für den neuen Tagebau mit Ihrer Unterstützung durchgesetzt werden und sich Vattenfall aus Deutschland zurückziehen, kann unsere Lausitz zum Spielball von Finanzspekulanten werden und die Landschaft und die Menschen für den Stromexport abgebaggert werden“, mahnte Jurischka den Sportler und bat sein Engagement zu überdenken. Die bereits jetzt genehmigten Braunkohlevorräte in der Lausitz reichen, um den Bedarf bis zu Beginn der 2040er Jahre zu decken. Bis dahin ist genug Zeit, die Energiewende und auch den nötigen Strukturwandel in der Lausitz einzuleiten, so Jurischka.

Nach Erkenntnissen der Allianz für Welzow gebe es in letzter Zeit eine Art von „Bringschuld“ von Sportvereinen gegenüber dem Energiekonzern oder sie handeln aus vorauseilenden Gehorsam gegenüber dem Gelbgeber.  So sprechen sich zahlreiche Sportvereine, die Vattenfall sponsert, sich für die weitere Verstromung der Braunkohle über das Jahr 2040 hinaus aus. Dazu zählen u.a. der Fußballclub Energie Cottbus, der Eishockeyclub Lausitzer Füchse aus Weisswasser oder der Lausitzer Handballclub.

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Offener Brief

Sehr geehrter Herr Maximilian Levy,

mit großen Bedauern nehmen wir Ihre Unterzeichnung einer Sammeleinwendung des Verein ,,Pro Lausitzer Braunkohle" , die im Rahmen der öffentlichen Auslegung für das Braunkohlenplanverfahren Welzow Süd, Teilfeld II erhoben werden können und ihren geplanten Auftritt am morgigen Donnertags bei einer Pressekonferenz des umstrittenen Vereins in Cottbus.

Mit dieser Unterschrift setzen sich für die Enteignung und Zwangsumsiedlung von 810 Menschen aus Proschim, Lindenfeld und Welzow ein, die zum sorbischen Siedlungsgebiet gehören. Die Stadt Welzow würde auf einer Halbinsel und der Ort Lieske auf einem schmalen Streifen zwischen altem und neuem Bergbau eingeklemmt, Bahnsdorf stünde direkt an der Tagebaukante. Der neue Tagebau würde bis 200 Meter an Wohnbebauungen heran reichen. Dazu gehört unter anderem ein naturnaher Kindergarten. Sind Sie sich bewusst, dass sie sich dafür einsetzen, dass Kinder direkt neben dem Staub und Lärm des Tagebaus spielen müssen?

Wie Sie bestimmt vernommen haben plant Vattenfall derzeit einen massiven Stellenabbau und einen mittelfristigen Rückzug aus Deutschland. Sollte das Planverfahren für den neuen Tagebau mit Ihrer Unterstützung durchgesetzt werden und sich Vattenfall zurückziehen, kann unsere Lausitz zum Spielball von Finanzspekulanten werden und die Landschaft und die Menschen für den Stromexport abgebaggert werden.

Der neue Tagebau bedeutet auch einen Schlag gegen den lokalen Mittelstand. Wussten Sie, dass in Proschim der flächenmäßig größte landwirtschaftliche Betrieb Brandenburgs beheimatet ist? Der Tagebau würde 865 ha Landwirtschaftsfläche vernichten, die auf Kippenböden auch in Jahrzehnten nicht gleichwertig ersetzt werden können. Hier werden Existenzen vernichtet, aber langfristig keine neuen geschaffen. Allein der Firmenverbund Proschim beschäftigt fast 100 Angestellte. Wussten Sie, dass es Alternativpläne zu Erhaltung von Proschim und Teilen von Welzow gibt, die jedoch im derzeitigen Entwurf noch nicht einmal in Betracht gezogen wurden, weil das Vorhaben sich dann für den Konzern verteuert?

Außerdem würden der Verstromung der in Welzow-Süd II gewonnenen Braunkohle mehr als 200 Millionen Tonnen klimaschädliches CO2 freigesetzt. Auch zeigt die bereits aus den alten Tagebauen stammende hohe Belastung mit Sulfat und Eisenhydroxid in den Fließgewässern von Berlin und Brandenburg schon heute, wie unverantwortlich eine weitere Braunkohleabbaggerung ist. Nicht nur der Spreewald ist durch die ,,braune Suppe" bedroht, die Gefahren für das Berliner und Brandenburger Trinkwasser sind unabsehbar.

Dabei ist der Neuaufschluss des Tagebaus energiepolitisch überflüssig. Der Entwurf des Braunkohlenplanes begründet die angebliche Notwendigkeit von Welzow-Süd II mit dem Kohlebedarf des Vattenfall-Kraftwerks Schwarze Pumpe in Spremberg bis über 2050 hinaus. Gutachten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigen jedoch auf, dass die bereits jetzt genehmigten Vorräte bis zu Beginn der 2040er Jahre ausreichen. Zeit genug, um den Wandel hin zur Energiewende auch in der Lausitz zu meistern.

Wir bitten Sie hiermit Ihre Entscheidung nochmal zu überdenken und sich nicht vor den Karren der Braunkohleindustrie spannen zu lassen bzw. sich umfassend zu informieren.  Gerne stehen wir für persönliche Gespräche bereit.

Kategorie: Pressemitteilung