Der SPD-Parteichef Sigmar Gabriel (SPD) hat sich am Montag in Cottbus in eine Unterschriftenliste des umstrittenen Verein „Pro Lausitzer Braunkohle“  eingetragen und damit seine Stimme für den Erhalt der umweltschädlichen Braunkohlenverstromung in der Lausitz abgegeben. Gabriel beteiligte sich damit an einer Sammeleinwendung im Verfahren für den neuen Tagebau Welzow Süd, Teilfeld II eines Vattenfall-nahen Vereins, der sich für eine energiepolitisch unnötige und umweltschädliche Braunkohleverstromung einsetzt.

„Es ist ein Skandal erster Güte wenn sich der Vorsitzende einer Volkspartei dermaßen auf die Seite eines Konzerns schlägt und sich für Abbaggerung, Enteignung und Zwangsumsiedlung hunderter Bürger aus der Lausitz einsetzt“, sagte der Sprecher der Initiative „Dorf-Kohle-Umwelt“ Günter Jurischka aus dem vom neuen Tagebau Welzow Süd bedrohten sorbischen Dorfes Proschim (Welzow). „ Die Sorgen und Nöte der Menschen in der Lausitz scheinen dem Chef der Sozialdemokaten egal zu sein. Hauptsache die Kohle für die Konzerne stimmt“. Jurischka bezeichnete die Unterschrift Gabriels für die Braunkohlelobbyisten zudem als „Anschlag auf den Mittelstand“.  Nach Plänen von Vattenfall sollen über 800 Menschen ihre Heimat, Haus und Hof verlieren um Platz für einen neuen Tagebau zu machen.  Auch soll ein lokaler Firmenverbund mit fast 100 Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft und im Bereich erneuerbaren Energien weichen damit der schwedische Staatskonzern Vattenfall Braunkohle abbauen kann. „Es ist schon beschämend, wenn ein SPD-Politiker derart sich für die Vernichtung von Arbeitsplätzen im Mittelstand einsetzt.“

Jurischka weist darauf hin, dass nicht nur im direkten Umfeld die Menschen von den Tagebauen betroffen sind. Derzeit kämpfe der gesamte Süden Brandenburgs gegen die sogenannte „Braune Spree“. Als Folge des jahrelangen Bergbaus in der Lausitz verschlammen Zuflüsse der Spree mit Eisenocker und färben die Gewässer rotbraun. Mit erheblichen Steuermitteln versuchen derzeit viele Beteiligten das „Jahrhundertproblem“  einzudämmen. Sollte der Eisenocker das Biosphärenreservat Spreewald erreichen, sind tausende Jobs im touristisch geprägten Mittelstand in Gefahr, so Jurischka.  „Unsere Lausitz ist mehr als ein Braunkohlefeld für Energiekonzerne, Herr Gabriel“, sagte der Proschimer.

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